Eine Legende geht in Rente

Monika und Gerd Wacker
ich weiß nicht, aber geht es Ihnen auch so, dass man weiß, dass Ereignisse bevorstehen, man diese aber irgendwie verdrängt…. und plötzlich ist das Datum so schnell da und trifft einen mit Macht!
So ein Ereignis hat die NachbarschaftsHilfe Anfang Mai getroffen. Unsere Geschäftsführerin Monika Wacker ist in den Teilruhestand gegangen! Ein Stück sehr liebgewonnenes „Inventar“ unseres gemeinnützigen Vereins geht neue Wege. So und da ist es wieder … das lachende und das weinende Auge!!
Lachend, weil wir Monika Wacker von Herzen mehr Zeit für sich und alles was ihr Freude macht, gönnen. Weil wir ihr alle wünschen, dass sie die NachbarschaftsHilfe ein Stück weit „loslassen“ darf und sich nicht mehr täglich über alle Herausforderungen Gedanken machen muss.
Und lachend, weil Monika uns auch da – weitsichtig wie sie immer war – nicht von einem Tag auf den anderen verlässt – sondern uns in Teilzeitarbeit weiter zur Seite steht. Sie hat außerdem ein Team aufgebaut, das in ihre Fußstapfen treten wird.
Weinend, weil wir Monika Wacker nicht mehr jeden Tag bei uns im Büro haben und uns neu sortieren müssen. Jetzt sollte jeder mehr Verantwortung übernehmen und sich nicht mehr ausschließlich auf sie verlassen. Und wir müssen einen wunderbaren, herzlichen, aufrichtigen und Menschen liebenden Menschen – zum Glück langsam -ziehen lassen.
Wir wünschen Monika Wacker von Herzen alles Liebe und Gottes reichen Segen für diesen hoffentlich langen und spannenden Lebensabschnitt.
Im Namen aller mit der NachbarschaftsHilfe Verbundenen
Nicola Beck
(Vorsitzende)
Interview mit Monika Wacker
Liebe Monika,
wenn Du Dich an den Anfang Deiner Tätigkeit zurückerinnerst, was fällt Dir dazu spontan ein?
Nach dem ersten Arbeitstag bin ich mit dem Gedanken nach Hause, da bleibe ich auf keinen Fall und inzwischen sind es 25 Jahre.
Und jetzt gehst Du in den Teilruhestand! Wie fühlt sich dies für Dich an?
Da bin ich noch hin und her gerissen. Ich freue mich, mehr Zeit zu haben für Dinge, die sonst zu kurz gekommen sind und gleichzeitig werde ich meine sinnstiftende tägliche Arbeit vermissen.
Wenn Du einmal die Jahre bei der NachbarschaftsHilfe Revue passieren lässt…. kannst Du uns zwei Erlebnisse erzählen – ohne den Persönlichkeitsschutz zu verletzten – die Dir zu Herzen gegangen sind? Die Dich berührt haben?
Ein langjähriger Betreuter, der sich weigerte einen Arzt ins Haus zu lassen und dringend in die Klinik sollte, hat sich mit mir vier Stunden in seiner Wohnung eingeschlossen. Durch das Misstrauen zum Notarzt und der Weigerung mich im Sanitätsauto mitfahren zu lassen, ist die Situation dann nochmal gefährlich eskaliert. Aber Ende gut – Alles gut.
Wegen der Übernahme einer Kehrwoche stand ein Hausbesuch an und was ich dort vorfand, hat alle bisherigen Bilder von vernachlässigten Wohnungen übertroffen. Die Scham, den Haushalt nicht mehr im Griff zu haben, verhinderte, sich Hilfe zu holen. Ich möchte es kurz machen. Wir haben u.a.0,750 Tonnen verdorbene Lebensmittel auf den Hohberg gefahren und zu dritt eine behagliche Atmosphäre geschaffen. Mit wöchentlicher Unterstützung, finanziert durch unsere Spender, konnte dieser Stand beibehalten werden. Die Dankbarkeit und die strahlenden Augen der alten Dame sind mit nichts zu bezahlen.
Gibt es auch etwas, das Dich immer wieder geärgert hat oder das Dich – als nach außen immer ausgeglichener Mensch – auf die Palme gebracht hat?
„Das bisschen Haushalt…“ leider ist diese Arbeit, für das Wohlbefinden unersetzlich, in der Gesellschaft nicht wertgeschätzt.
Du bist nun ab 1. Mai im Teilruhestand. Was wird Dir an liebgewonnenen Gewohnheiten im Büro am meisten fehlen?
Die Zusammenarbeit im Team, die im empathischen Miteinander, im respektvollen Umgang und gegenseitigen Vertrauen so viel Gutes hat bewirken lassen, werde ich vermissen.
In jeder Firma gibt es Dinge, die einen fürchterlich ärgern, stören, die man aber leider nicht ändern kann. Gibt es spontan etwas was Du nennen kannst?
Egal, ob Kaffee oder Tee, immer wurde er kalt, bis ich Zeit zum Trinken fand.
Wir wissen, dass bei Dir Deine liebe Familie hohe Priorität hat und Du Teile Deiner Freizeit für mehr Zeit mit Enkeln, Kinder und Freunden verwendest. Aber gibt es sonst noch etwas, auf das Du Dich im Ruhestand freust?
Am Morgen nicht schrill geweckt zu werden, sondern einfach aufzuwachen und gemütlich in den Tag zu starten, ist schon Luxus pur. Und ich darf weiterhin ein Teil meiner NachbarschaftsHilfe sein.
Liebe Monika, danke für Deine ehrlichen Antworten. Wir sind sehr dankbar für Deine langjährige Arbeit, die Du mit viel persönlichem Einsatz, Weitsicht, sehr konsequent und mit viel Liebe zu den Menschen ausgefüllt hast. Für Deinen Teilruhestand wünschen wir Dir Gottes reichen Segen und dass Du die freie Zeit mit Dir lieben Menschen genießen kannst.
Deine NachbarschaftsHilfe